Fenchel

Der Fenchel ist nach Hildegard eine wirksame und ausgewogene Arzneipflanze. Er wirkt stimmungsaufhellend, entgiftend, wärmend, verdauungsfördernd, schlaffördernd, entschleimend, schmerzlindernd und immunstärkend.
Er kann roh, gekocht und getrocknet angewendet werden.
Fenchel hat eine sanfte Wärme und ist weder trocken noch kalter Natur; auch roh gegessen schadet er dem Menschen nicht. Wie immer er gegessen wird, macht er den Menschen froh und bringt ihm sanfte Wärme und guten Schweiss und bringt ihm eine gute Verdauung. Auch sein Samen ist warmer Natur und nützlich für die Gesundheit des Menschen, wenn er in Arzneien anderer Kräuter beigefügt wird.
Hildegard von Bingen Werke Band V "Heilsame Schöpfung - die natürliche Wirkkraft der Dinge - PHYSICA" herausgegeben von der Abtei St. Hildegard, Eibingen Beuroner Kunstverlag

Verschleimung
Denn wer täglich nüchtern Fenchel oder dessen Samen isst, bei dem vermindert er durch seine gute Wärme und seine guten Kräfte ds schlechte Phlegam und die Fäulnisprodukte und vertreibt den Gestank aus seinem Atem und lässt seine Augen klar sehen.
Katharrh
Wenn ferner allzu grosse Beschwerden durch starken Fluss aus der Nase eines Menschen entstehen, soll er Fenchel und viermal so viel Dill nehmen und auf einen am Feuer erhitzen steinernen Dachziegel oder einen dünnen Backstein legen und jenen Fenchel und den Dill mehrfach hin und her wenden und zum Rauchen bringen, und er soll diesen Rauch und den Duft durch Nase und Mind in sich hinein ziehen. Und danach soll er diese so erhitzten Kräuter mit Brot essen. Das soll er vier oder fünf Tage lang tun, damit jene ausfliessenden Säfte umso sanfter abgesondert werden.

Stärkung
Der Mensch nehme Fenchelsamen und halb so viel Galgant und (wiederum) die Hälfte davon Diptam und (nochmals) die Hälfte davon Habichtskraut, zerstosse das miteinander, streiche es durch ein Tuch, gebe es etwa eine Stunde nach dem Essen in warmen, aber nicht kochenden Wein und trinke es. Dieses Pulver erhält den gesunden Menschen gesund, den Kranken aber stärkt es; es fördert die Verdauung des Menschen und verleiht ihm Kräfte, bringt ihm eine gute und schöne Gesichtsfarbe. Es nützt jedem Menschen, sei er gesund oder krank, wenn man es nach dem Essen einnimmt.

Herztonikum mit Fenchel
750 ml Rotwein 10 Min. auf kleinem Feuer einköcheln lassen. 50 g Fenchel, pulverisiert und 10 g Süssholz, fein gehackt mit 10 g Rohzucker und 10 g Honig zugeben und weitere 10 Min. köcheln lassen. Auf der ausgeschalteten Herdplatte 20 Min. ziehen lassen. Den Wein abfiltrieren und in saubere Flaschen füllen.
Der Wein ist 1 Jahr haltbar. Einmal geöffnet kühl lagern und schnell aufbrauchen.
Als Herzkur 1-2 Schnapsgläschen täglich zu sich nehmen. Kurdauer 1-4 Wochen.
nach NHM, Gabriela Nedoma